Geschichten - Die Kirche

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Über die Kirche in Gerhardsbrunn schrieb Karlheinz Schauder in der "Rheinpfalz" in der Serie "Dorfkirchen im Landkreis":

 

Das Kirchlein von Gerhardsbrunn auf der Sickinger Höhe ging im 19.Jahrhundert gleich zweimal in die Pfälzische Literatur ein.

Der Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich Riehl rühmte das Gotteshaus 1857 in seinem Buch "Die Pfälzer, ein rheinisches Volksbild", weil die Gerhardsbrunner "sich diese Kirche ganz und gar selbst gebaut haben, in eigenen Plänen, mit eigenem Geschmack". Ein Jahr darauf wies der Heimatforscher August Becker in seinem Werk "Die Pfalz und die Pfälzer" besonders auf die Inschrift über dem Portal hin: "Dem Allmächtigen zu Ehren, Wanderer, hier schau´ um dich. Dieses Haus soll lehren: Wahrheit, Tugend, Lichte, Licht."

Dieses ziemlich rationalistische Bekenntnis stieß seinerzeit beim protestantischen Konsistorium auf harte Kritik. Man untersagte zudem den Gottesdienst in der neuen Kirche so lange, bis alle Bilder und Zierrat daraus entfernt waren, den die Gerhardsbrunner voller Stolz angebracht hatten.

Der Weg zu einem eigenen Gotteshaus war ohnehin lang und beschwerlich gewesen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es zwischen dem evangelischen Dorf und der katholischen Herrschaft manchen Streit, bei dem sich die Bauern sogar beim Reichstag, beim Reichskammergericht und selbst beim Kaiser beschwerten. Deshalb machten sich die zwei Dutzend Familien des Dorfes 1825 daran, ohne Baumeister und auswärtige Hilfe eine Kirche und ein Schulhaus unter einem gemeinsamen Dach zu errichten.

Das Gebäude war eine lang gestreckte Anlage, in der die Kirche drei Fünftel einnahm und die Schule in den beiden Fünfteln des östlichen Teils untergebracht war. Der Kirchenraum hatte an den Längsseiten und der rückwärtigen Wand jeweils zwei rechteckige Fenster mit einer Umrahmung aus gehauenen Steinen. Die Einrichtung stammte aus der Erbauungszeit; an drei Seiten befand sich eine Empore, die auf einfachen Pfeilern ruhte.

1944 wurden durch einen Fliegerangriff auf Gerhardsbrunn unter anderem die Kirche und das Schulhaus zerstört. Dabei zerbarst auch der Stein mit der anstößigen Inschrift in zwei Stücke. Er wurde zwar geborgen war aber 1953 beim Wideraufbau des Gotteshauses nicht mehr zu finden.

Der Neubau ähnelt seinem Vorgänger, die Kirche hat jetzt jedoch drei Fensterachsen und der anschließende Teil lediglich zwei. Der Dachreiter sitzt jetzt nicht mehr über der Mitte des Bauwerkes, sondern über der Giebelwand. Der Innenraum ist von calvinistischer Strenge: eine rechtwinklige Empore trägt die einfache Orgel, der schlichte Altar wird von einem mächtigen Kreuz überragt.